Vereinsgeschichte NVV Erschwil

Der Natur- und Vogelschutzverein Erschwil wurde am 16. Mai 1953 durch Borer Arnold (Präsident) Borer Heinrich, Liechti Heinz, Saner Emil, Grolimund Hans, Grolimund Arnold, Allemann Ernst und Köninger Walter gegründet.

In den ersten Statuten lesen wir:

Der Vogelschutzverein setzt sich für die Erhaltung und für den Schutz der einheimischen Vogelwelt ein und fördert das Verständnis dafür bei der Bevölkerung.

Die heutige Zielsetzung des Vereins hat sich auf die Erhaltung der Lebensräume ausgedehnt:

Die Massnahmen um das Ziel zu erreichen:

-          Unterhalt und Pflege von verschiedenen artenreichen Wiesen und Waldrändern.

-          Pflanzung und Unterhalt von Hecken.

-          Erhaltung und Förderung der Hochstammobstbäume

-          Jugendarbeit

-          Exkursionen und Vorträge zu verschiedenen Themen.

Die erste Exkursion führte 1956 über den Forst – Chüeboden – Wasserfallen – Grindelrüttenen – Bergli – Remi – Wolstel. Dabei konnten die Teilnehmer 63 Vogelarten beobachten. Leider wurde nirgends festgehalten, welche Arten gesehen oder gehört wurden.

Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war sicher die Schaffung des Naturschutzreservates Chalmbrunnen. Eine erste Begehung mit kantonalen Vertretern erfolget am 12. Oktober 1970. Anwesend waren Bruno Aeschlimann und Hans Arn als Kantonsvertreter sowie Borer Franz ,Ammann Heizmann Heinrich, Präsident, Grolimund Leo, André Max, Saner Karl und Flury Achilles. Am 5. Februar 1971 wurde das 7.5 ha grosse Gebiet auf Antrag der Bürgergemeinde vom Regierungsrat zum Reservat erklärt und unter kantonalen Schutz gestellt. Das war der erschwiler Beitrag zum europäischen Naturschutzjahr.

An der Generalversammlung von 1971 beschlossen die Mitglieder auch den Beitritt zum Schweizerischen Bund für Naturschutz (heute pro Natura).

Im weiteren wurden 1972 auf Initiative des Vereins die „Schneeglöggli“ und „Maiäriesli“ im Kanton Solothurn unter Schutz gestellt.

1983 wollte der Verein das Reservat Chalmbrunnen durch die Gebiete Hostelleli und Langgrund erweitern. An der Sitzung vom 21. März lehnte die Forstkommission den Antrag ab.

Das Gebiet wurde aber dem Verein zur Pflege überlassen. Regelmässig, d. h. mind. 1 Mal pro Jahr und in Zusammenarbeit mit Landwirten mähen wir die verschiedene artenreiche Wiesen im Langgrund, Pfiffern, Riesel, Chalmbrunnen, beim Pumpwerk und im Schlief, gesamthaft 4.36 ha. Das Heu wird dort wo es möglich ist durch die Bauern verwertet. Dort wo das Gelände zu steil oder unzugänglich ist müssen wir das Schnittgut zusammenrechen und deponieren es am Waldrand auf Haufen. Die ehemaligen „Rüttenen“ wären ohne die regelmässige Mahd schon längstens verwaldet. Im Naturinventar von 1994 kann der Artenreichtum dieser Wiesen nachgelesen werden.

1994 wurde im Auftrag der Einwohnergemeinde für das Offenland ein Naturinventar erstellt. Dabei erfassten Christ Eugen und Josef Borer auch den Brutvogelbestand. Als besondere und erwähnenswerte Arten konnten Gartenrotschwanz (7 BrutPaare) Gartengrasmücke (26 BP) Goldammer (19 BP) Grünspecht (10BP) Grauspecht (3BP) Mittelspecht (1BP) Mehlschwalbe (152 BP) und Neuntöter (7 BP) nachgewiesen werden.

Als Arten der roten Liste konnten wir auch 1 Wanderfalkenpaar (Felsenbrüter) und 3 Hohltaubenpaare (Waldart) erfassen.

Das Brutvogeinventar wiederholten wir 2010. Dieses mal wurde aber durch verschiedene Ornithologen das gesamte Gemeindegebiet von 748 ha davon 424ha Wald kartiert.

Erfreulich dabei sind die 77 Brutpaare des Berglaubsängers und die Zunahme des Grünspechtes (18 BP) und Mittelspecht (4 BP). Auch der Neuntöter konnte seinen Bestand halten und ist flächenmässig sogar regelmässiger auf dem Gemeindegebiet verteilt.

Verschiedene andere Arten erlitten aber zum Teil dramatische Bestandeseinbrüche. So brütet der Gartenrotschwanz nicht mehr in Erschwil und der Gartengrasmückenbestand verringerte sich auf 6 BP! Die Bestände von Mehlschwalbe, Goldammer und Haussperling haben sich in etwa halbiert. Wieso die Bestände so stark zurückgehen ist nicht immer klar ersichtlich.

Im Jahr 2000 konnte der Verein durch geschicktes Vermitteln unseres Kassiers Heizmann Fritz eine 2623 m2 grosse Landparzelle mit neun alten Hochstammobstbäumen im Gebiet Geren erwerben.

Aussergewöhnlich dabei war sicher, dass der Verein sein gesamtes Vermögen von damals rund Fr. 15'000 für den Kauf einsetzte. An der Generalversammlung vom 25. Februar 2000 wurde der Kredit einstimmig genehmigt.

Bereits ein Jahr später konnten wir südlich eine weitere 6m breite Parzelle dazu erwerben. Das ermöglichte uns die Pflanzung von weiteren Jungbäumen. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Pro Specie Rara und der Primarschule von Erschwil pflanzten wir 23 Jungbäume. Die Stiftung stellte uns die alten Obstsorten gratis zur Verfügung. Als Gegenleistung müssen wir Pro Specie Rara bei Bedarf Edelreiser zur Verfügung stellen. Heute umfasst der Obstgarten 37 Bäume in 28 verschiedenen Sorten. Als grosse Besonderheit konnten wir einen Apfelbaum mit dem Sortennamen Erschwiler pflanzen. Die Bäume werden durch unseren Verein gepflegt und das Obst durch Vereinsmitglieder verwertet. Mit dem Landwirt Christ Urban haben wir eine Vereinbarung abgeschlossen. Er muss das Grundstück nach den Grundsätzen des Mehrjahresprogrammes des Kantons Solothurn bewirtschaftet, d. h. er darf die Wiese nicht düngen und muss sie heuen und emden.

Im Jahr 2003 konnten wir unser 50-jähriges Jubiläum feiern. Aus diesem Anlass gestalteten wir eine kleine Broschüre, die wir an die Bevölkerung verteilten. Mit einer Ausstellung über Magerwiesen, Obstgarten, Vogel- und Tierpräparaten bereicherten wir unsere Jubiläums-GV.

Am 20. Mai 2008 organisierte unser Verein die kantonale Frühlingsexkursion. Trotz schlechten Wetterprognosen reisten ca. 100 begeisterte Naturfreunde aus dem ganzen Kanton nach Erschwil. Die Exkursionsleiter Eugen Christ, Humair André, Markus Christ der die jungendlichen Mitglieder führte und Josef Borer zeigten den Teilnehmern auf vier verschiedenen Routen rund um das Dorf die Naturschönheiten unserer Landschaft. Insgesamt konnten wir 49 verschiedene Vogelarten beobachten, darunter ein Braunkehlchen in unserem Obstgarten sowie den Wanderfalken und Neuntöter. Nicht schlecht staunten einige Vorstandsmitglieder als sie nach getaner Arbeit am Abend im Gartenrestaurant Rössli bei einem gemütlichen Trunk zwei Gänsegeier sichteten. Mit ihren mächtigen Schwingen zogen sie gemächlich am Hoggen vorbei und verschwanden dann hinter dem Schemelfelsen.

Bereits zur Tradition geworden ist der internationale Zugvogeltag auf dem Gupf. Dieser herrliche Aussichtspunkt liegt ca. 150m nordwestlich des Hofes Niderbergli und bei schönem Wetter kann man die Vögel bis zur Hohen Winde und in’s Laufental beobachten. Am ersten Oktobersonntag werden an dieser Stelle die vorbeiziehenden Vogel beobachtet und notiert. Bekannt ist unser Beobachtungsstand für die grossen Ringeltaubenschwärme die vorbeiziehen.

Schon mehrmals haben wir bei dieser Vogelart den „Schweizerrekord aufgestellt, so zählten wir am 2. Oktober 2010 53'620 Ringeltauben. Zum ersten Mal beteiligten wir uns 1997 (ev. vorher? abklären!) An diesem international durchgeführten Anlass und seit 2001 führen wir eine Statistik der beobachteten Vögel.

Unter der Leitung von Theo Walser, unserem Aktuar erneuerten wir 2009 in der Kirche die seit rund 40 Jahren bestehenden Mauerseglernistgelegenheiten. Nun können die 26 Nester vom Dachboden der Kirche kontrolliert werden. Susanna Meyer aus Wahlen überwacht die Kolonie und beringt die Alt- und Jungvögel. Im Jahr 2010 brütetet 10 Paare und es flogen 24 Jungvögel aus.

Zu den jährlich wiederkehrenden Arbeiten des Vereins gehören auch das Anbringen von verschiedenen Nistkästen, die Brutkontrolle der Schwalben, das Reinigen der Nistkästen, der Unterhalt des Feuchtbiotops beim Schulhaus, die Durchführung des Banntages und der Unterhalt der Ruhebänke um das Dorf.

Zur Zeit zählt unser Verein 64 Aktivmitglieder, davon 22 Jugendliche.

Mit den befreundeten Naturschutzvereinen von Büsserach, Gilgenberg, (Meltingen, Zullwil und Nunningen) Picus (Breitenbach, Fehren, Himmelried) und dem NV Blauen Nenzlingen Dittingen pflegen wir eine freundschaftliche Zusammenarbeit. Das zeigt sich auch in unserer gemeinsamen Webseite www.naturregion.ch .

Die Idee stammte von Markus Christ aus Büsserach. Er hat die Seite aufgebaut, gestaltet und betreut sie auch.

Grolimund Leo leitete den Verein während 30 Jahren.

Im aktuellen Vorstand sind Vertreten: Josef Borer, Präsident, Christ Eugen Vicepräsident, Walser Theo, Aktuar, Jeker Ruth, Kassier, Wasmer Jost, Humair Nelly, Humair Ferdi Materialverwalter und Herta Flühr.

Breitenbach im November 2010

Josef Borer

   
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